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Software-Testberichte Zubehör-Testberichte Anleitungen

Review Epson Perfection V600 Photo

Holger Wahl (Holger)


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Hintergrund und Geschichte

Mit dem Beginn der Digitalfotografie, und damit mit dem Einzug der digitalen Bildbearbeitung per Photoshop und ähnlichen Programmen, begann die grosse Ära der Filmscanner. War das Scannen bis dahin nur für Verlage, Druckhäuser und Werbeagenturen interessant, da nur sie sich die dafür notwendige Infrastruktur an Computern, Scannern und Software leisten konnte, so hatte der Einzug leistungsfähiger PCs und einfacher Bildbearbeitungsprogramme für ein rasantes Wachstum der Bildbearbeitung auch im Hobby-Bereich gesorgt.

Ab ca. 2000 war auch das Internet dank schnellerer Zugänge für das Hochladen und Zeigen von Bildern salonfähig geworden, ob in spezifischen Foren oder auf der eigenen Homepage. Gleichzeitig war die Technik der Digitalkameras noch so rudimentär, professionelle Geräte noch so teuer, dass der grosse Teil versierter Hobby-Fotografen und Semiprofis nach wie vor analog fotografierte und erst anschliessend per Scanner die Ergebnisse auf den Computer brachte.

Zwei grundlegende Gerätetypen kämpften dabei um die Gunst des Fotografen (vom sündhaft teuren Trommelscanner einmal abgesehen): der Flachbettscanner mit Durchlicht-Einheit einerseits, der spezifische Negativscanner andererseits. Dabei spielte der Flachbettscanner immer die Rolle des Provisoriums, mit dem man per Durchlichteinheit scannt, wenn man ein Bild für das Internet brauchte, während "ernsthafte" Scans zwangsläufig auf dem Negativscanner gemacht wurden. Das spiegelte sich auch in den Preisen wieder: für den kleinsten Nikon-Negativscanner konnte man sich locker zwei bis drei der besten Flachbettscanner auf den Schreibtisch stellen, nach oben waren den Negativscannern kaum Grenzen gesetzt, während selbst der teuerste Flachbettscanner kaum mehr als CHF 1'100.00 kostete, etwa EUR 750,00 nach heutigem Kurs.

Wer nun meinte, mit der Weiterentwicklung der Scanner- und Computertechnik würde auch die Welt der Scanner immer vielfältiger und besser (analog zur Digitalkamera), der sah sich schwer getäuscht: zwar erschienen mit den Epson V700 und V750 noch einmal zwei absolute Highlights der bezahlbaren Scantechnik, zum selben Zeitpunkt aber stellte Nikon die Produktion der Negativscanner vollständig ein. Canon hatte dies bereits vorher getan, und ausser einigen eher auf Geschwindigkeit und Preis denn auf Qualität ausgelegten Negativscannern wie die Reflecta-Modelle gab es in diesem Segment seitdem nichts Neues mehr. Traurig für Hybrid-Fotografen, die nun die Auswahl hatten zwischen den auslaufenden Nikon-Modellen (solange Lagerware verfügbar ist/war bzw. Ebay) oder den neuen Flachbettscannern, die zwar innerhalb ihres Segmentes deutlich an Qualität gewonnen hatten, gegenüber den reinen Negativscannern aber immer noch etwas im Nachteil waren.

Wenn man sich die Marktpreise der Nikon-Scanner anschaut, darf durchaus bezweifelt werden, ob der Entscheid des Nikon-Managements so sinnvoll war: gebrauchte Coolscan 5000 kosteten plötzlich mehr als ehemals neu, selbst der kleine V ED ist  nur noch mit Glück zu finden. Für einen neuen, unbenutzten Coolscan 5000 habe ich vor kurzen sogar einen Preis von fast dem doppelten des ursprünglichen Listenpreises gesehen. Ähnlich wie bei analogen Kameras und Film als Medium scheint in diesem Bereich ein zwar kleiner, aber stabiler Markt zu bestehen.

Anders als die Nikon-Leute war sich Epson dessen offenbar wohl bewusst, die bereits erwähnten V700 und V750 setzten genau an dieser Stelle an: (relativ) hochpreisige Flachbettscanner, die aber spezifisch auf den Negativscan ausgelegt waren und anders als preislich vergleichbare Negativscanner alle Formate vom Kleinbild bis zum Grossformat aufnehmen konnten. Mit höhenverstellbaren Negativrahmen, der Möglichkeit, auch "flüssig" zu scannen (Fluid Mount, d.h. mit Hilfe einer Flüssigkeit eine absolute Planlage des Negativs zu erreichen) sowie Negativhaltern anderer Anbieter für diese Scanner eroberte Epson sehr schnell das Feld ernsthafter Hobby- und Profifotografen. Diese Scanner waren nicht nur gut für kleine Internet-Kopien, von Mittel- oder Grossformat ist selbst ein A3- oder A2-Ausdruck des Scans kaum von der klassischen Labor-Vergrösserung zu unterscheiden. Und selbst vom Kleinbildnegativ ist ein A4-Ausdruck in brauchbarer Qualität möglich.

Für den ernsthaften Hybrid-Fotografen (Analoges Bild, digitale Bearbeitung) war das also eine wunderbare Alternative zum teuren und kaum noch erhältlichen Negativscanner, richtig preiswert im Vergleich zu Negativ-Scannern wie dem Nikon Coolscan 9000, der auch Mittelformat scannen kann, aber absolut gesehen ebenfalls keine ganz billige Angelegenheit.

Ich selber war vor einigen Monaten nach Jahren der digitalen Fotografie doch wieder bei meiner Mamiya RB67, der Rolleiflex und einer neuen alten Leica M2 gelandet (neben den digitalen Auftragsarbeiten), so dass die Umwandlung der Negative in digitale Dateien wieder zum Thema wurde. Für die Leica bin ich gerüstet, den Nikon Coolscan V, den mein Bruder mir einmal auslieh, habe ich immer noch auf dem Schreibtisch stehen. Für das Mittelformat, mit dem ich nun aber hauptsächlich arbeite, hatte ich keine Lösung. Nach einigem Nachdenken und Vergleichen fällte ich schliesslich den Entschluss, mir den Epson V750 zu kaufen, das beste Modell der Epson-Familie.

Kaum hatte ich diesen Beschluss gefasst, rief mich Hendric Schneider von den Nikonians an und fragte, ob ich nicht einen V600 von Epson testen wollte. Testen ist immer gut, und nachdem ich ja sowieso einen Scanner kaufen wollte, passte mir das auch von meinen persönlichen Prioritäten wunderbar in den Kram. Ich sagte also zu, verschob den Kauf des V750 auf später und wartete auf das Testgerät.

Während ich also wartete, studierte ich schon einmal alle online verfügbaren Informationen: die technischen Daten des Herstellers, die ersten Kommentare der Fotozeitungen, die ersten Vergleichstests und Kommentare. Als ich alles gelesen hatte, wartete ich immer noch. Eine Nachfrage bei Hendric brachte auch nichts Neues zu Tage, noch kein Testgerät in Aussicht, also wartete ich weiter.

Technische Daten

Die technischen Daten lassen sich ausführlich auf der Epson-Homepage finden, hier die wichtigsten Punkte sowie als Vergleich dazu die Werte der beiden Spitzenmodelle V700 und V750 (alle Daten von der Homepage von Epson Deutschland):

Eigenschaft V600 V700 V750
Fotoelektrische Umwandlung CCD mit Mikrolenses (bei allen Modellen)
Optische Auflösung 6400 x 9600 dpi (bei allen Modellen)
Max. Ausgabeauflösung 12800 dpi (bei allen Modellen)
Farbtiefe 48 bit in, 48 bit out (bei allen Modellen)
Optische Dichte 3.4 D 4.0 D 4.0 D
Schnittstellen USB USB/Firewire (V700, V750)

Die optische Auflösung ist wohl ein eher theoretischer Wert: zwar kann ich das nicht testen, Vergleichstest von Scan-Fachleuten kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass die tatsächliche Auflösung im richtigen Leben eher im Bereich unter 3000 dpi zu finden ist. Höhere Werte lassen sich wohl nur mit den spezifischen Negativscannern erzielen.

Die Scanner selber unterscheiden sich auch bei der maximalen Negativ-Grösse: während der V600 bis zum Mittelformat kommt (Streifen von max. 22 cm Länge, also etwa 3 Negative im Format 6x6 am Stück), fassen die Halter der beiden grösseren Modelle Filmmaterial bis zum Grossformat 8x10". Wer also im Grossformat arbeitet, braucht an dieser Stelle kaum weiterzulesen, hier kommen nur der V700 und V750 in Frage.

Letztere unterscheiden sich dadurch voneinander, dass der V750 gegenüber dem V700 eine spezielle Entspiegelung der Gläser besitzt, was zu einem noch klareren und kontrastreicheren Scan führen soll, sowie einem optimierten Spiegelsystem.            

Von diesen mechanischen Differenzen abgesehen (und dem Firewire-Anschluss) liegt der wesentliche Unterschied zwischen dem V600 und seinen grossen Brüdern also in der Dichte, die die Scanner zu ermitteln vermögen: 3.4 zu 4.

Der Dichteumfang beschreibt die Differenz zwischen dem hellsten (durchsichtigsten) Bereich und dem mit der maximalen Schwärzung im Film, den der Scanner auslesen und wiedergeben kann. Konkret heisst das, dass ein V750 möglicherweise noch Strukturen darstellen kann in einem Bereich, der beim V600 schon als plattes Schwarz oder Weiss abgebildet wird, weil der grosse Dichteunterschied gar nicht vollständig erfasst werden kann.

Während das für Dia-Fotografen weniger ein Problem darstellt, weil dieser Film selber einen Dichteumfang von nur 2-3 abdeckt, kann das bei Negativen schon kritisch werden, die es effektiv bis zu Werten von 4 schaffen können.

Für mich ist das allerdings eine eher theoretische Überlegung, da mir der direkte Vergleich fehlt. Für jemanden, der die Anschaffung eines dieser Modelle prüft, ist dies jedoch von der Negativgrösse abgesehen das zentrale Kriterium für eine Entscheidung, da hiervon natürlich auch die Qualität des Endergebnisses beeinflusst wird. Wer also mit dem Ziel grossformatiger Ausdrucke in bester Qualität antritt und das letzte Quäntchen Qualität aus den Vorlagen holen möchte, der sollte den Unterschied im Dichteumfang ernsthaft berücksichtigen und eher die grossen Brüder des V600 in die engere Wahl ziehen. Für die normale Anwendung, auch für sehr gute Ausdrucke, ist nach meinem Eindruck der V600 jedoch vollkommen ausreichend, ohne direkten Vergleich wird dem Betrachter der Ausdrucke oder am Bildschirm kaum der Gedanke kommen, der Fotograf könne sich wohl keinen besseren Scanner leisten, schon wieder nur dieser Dichteumfang von 3.4...


Weil das Warten mir dann doch zu langweilig wurde, machte ich schon mal die Bilder, die ich für einen Vergleich brauchte:

  • Kleinbildfotos mit der Leica M2, dem 50mm f/2.0 Summicron und damit praktisch das Beste, was in diesem Bereich zu finden ist, um ein möglichst scharfes und detailreiches Bild auf den Kleinbildfilm zu bannen
  • Mittelformatfotos mit der Rolleiflex 3.5 F
  • Digitalfotos mit der Nikon D300 und dem 35mm f/1.8 AF-S

(Information für meine Nikon-Freunde: zum Zeitpunkt der Aufnahme besass ich keine Kleinbild-Nikon mehr, daher die Leica M2. Mittlerweile besitze ich eine Mamiya RB67 weniger, dafür aber eine nagelneue (!) Nikon F3 mehr, ein wunderbares Gerät).

Bei Kleinbild und Mittelformat wählte ich den Kodak Ektar 100 als Film, der als gut scanbar angepriesen wird und zudem das feinste Korn aller aktuell verfügbaren Negativfilme verfügen soll. Wobei ich mich nachträglich darüber ärgerte, die beiden Begriffe „aktuell verfügbar“ und „Negativfilm“ nicht gebührend beachtet zu haben, heute hätte ich die Tests parallel dazu noch mit Fuji Velvia 50 gemacht, aber das wird wohl ein zweiter Test: welche Filme erbringen auf dem V600 welche Ergebnisse. Nachdem ich aber nun schon für den Scannertest alleine ein halbes Jahr Verspätung habe, verschiebe ich dieses Thema erst einmal, sonst wird dieser Bericht nie fertig. Insgesamt kann ich sagen, dass der Ektar 100 ein wunderbarer Film ist, sehr stark in den Farben, aber trotzdem ohne die Neigung des Velvias, unter bestimmten Lichtbedingungen und vor allem bei Hautfarben zu sehr zu verfälschen.

Alle Fotos wurden innerhalb einer Sitzung immer mit allen drei Kameras vom Stativ aus gemacht, mit Blendenwerten um 8 herum, um einerseits die bei den meisten Objektiven beste Bildqualität zu erreichen (darüber, d.h. ab Blende 11, droht die Gefahr der Beugungsunschärfe, also der Unschärfe durch das Brechen des Lichtes an den Kanten der sehr kleinen Blende), und andererseits genügend Tiefenschärfe zu haben, um Fehler durch ungenaue Scharfstellung ausschliessen zu können.

Die Negative habe ich in einem professionellen Labor entwickeln lassen, der Firma Chromobyte Fotofachlabor GmbH in Basel.

Hier sind die Ausgangsbilder in der Gesamtansicht, einmal Kleinbild:

KB 003 komplett

kb_003

KB 004 komplett

kb_004

KB 015 komplett

kb_015

KB 007 komplett

kb_007

Und hier noch zwei Beispiele im Mittelformat (im Prinzip natürlich die selben Aufnahmen, einfach zur besseren Vorstellen):

MF 003 komplett

mf_003

 

MF 007 komplett

mf_007

Vergleich und Alternativen

Nun, die Negative waren fertig, die Digitalbilder sowieso, nur das Testgerät von Epson, das war immer noch nicht da. Also packte ich die Negative in ein Couvert und schickte sie an DIASTV, oder besser Joachim Korthus und seinen Scanservice in Aachen, der vom Kleinbild bis zum Mittelformat alles für vernünftiges Geld scant, was man sich selber nicht antun möchte. Joachim Korthus setzt dabei Nikon-Scanner ein, was ich im Kleinbild zwar auch kann, nicht aber im Mittelformat.

Den Vergleich mit einem Scan im Fachlabor habe ich nicht gemacht. Das ist in erster Linie eine Frage der Kosten: die Labore, die Scans im professionellen Bereich ausführen, verlangen schnell einmal EUR 100 und mehr für ein einziges Negativ. Das mag korrekt sein, wenn es sich um eine Vorlage für einen kommerziellen Druck handelt und ein Kunde die Kosten am Ende zahlt. Das liegt jedoch weit ausserhalb meiner finanziellen Möglichkeiten, genauso wie die Fotografen, die solche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wohl kaum einen Flachbettscanner vom Kaliber eines V600 als sinnvolle Alternative zum Scan im Fachlabor in Betracht ziehen würden.

DIASTV dagegen ist durchaus eine Alternative: die Kosten pro Bild sind sehr bescheiden, vor allem, wenn man den Zeitaufwand mit berücksichtigt, den man für den Scan und das Speichern der Bilder aufbringen muss. Natürlich scheint sich auf Grund der Kosten pro Negativ der Kaufpreis eines V600, ja sogar eines V750 sehr schnell zu amortisieren, dabei darf man aber den Aufwand nicht vergessen, auch wenn sich der für private Fotografen schlecht bewerten lässt. Mehr dazu jedoch am Ende des Tests, wie so oft im Leben gibt es auch hier keinen ja/nein-Enscheid, sonder einen sowohl/als auch und je nachdem.

Zurück zum Warten: das tat ich immer noch. Während der Vorbereitungsarbeiten hatte ich jedoch einmal die wichtigsten Daten des Epson V600 angeschaut und mich irgendwann gefragt, ob ich mir den wirklich einen V750, das teure Spitzenmodell, kaufen müsse, oder ob man nicht das Praktische mit den Nützlichen verbinden könnte und testen, ob nicht der V600 für einen Grossteil der Arbeiten denselben Zweck erfüllen könnte. In anderen Worten: ich hörte auf zu Warten und kaufte mir das Testgerät einfach selber. Mit ausschlaggebend dafür waren sicherlich auch die Kosten: der Marktpreis des V600 liegt um die EUR 299.00 herum (Stand Anfang 2010), in der Schweiz ist er im Online-Handel für rund CHF 390.00 zu haben, also für deutlich weniger als die Hälfte dessen, was man für das Spitzenmodell V750 hinblättern müsste. Ist der V600 so viel schlechter?

Diese Fragen kann ich im Rahmen dieses Tests leider nicht beantworten, weil mir kein V750 zur Verfügung steht und ich diesen Vergleich daher gar nicht machen kann. Also muss die Frage lauten: genügt der V600 den Ansprüchen eines versierten Hobbyfotografen?  Muss ich mich doch nach einem gebrauchten Nikon Coolscan 9000 umsehen, wenn ich perfekte Ergebnisse für den Druck im A3-Format benötige, oder tut es dafür auch der V600? Oder sind die Scans nur gut für bessere Internet-Bilder und den Familien-Kalender im Format 10x15, muss ich für grössere Ausdrucke auf Papier doch wieder das Labor bemühen bzw. gleich auf Digital umsteigen, weil die Welt halt nicht mehr analog ist?

Lieferung und Installation

Fragen über Fragen. Aber zuerst einmal erreichte mich ein grosser Karton, nicht sehr schwer (Scanner bestehen grundsätzlich wohl zu einem grossen Teil aus Luft), darin befand sich der V600, zwei Kabel, etwas Papier und eine CD.

Der V600 ist ein ziemlich umfangreiches Gerät, alles andere als flach, wenn man ihn mit den einfachen Dokumentenscannern vergleicht, aber mit seinem schwarzen Gehäuse und dem etwas kantigen Design sehr schön anzuschauen.

Nach dem Entfernen der Transportsicherung (damit wird die Klappe fixiert) und der Installation der Software (in meinem Falle auf dem Mac) kann das Gerät angeschlossen und mit dem Computer verbunden werden. Mehr gibt es nicht zu tun, und nach meiner Erfahrung mit meinem alten Scanner, einem HP, dürfte das auch auf einem Windows-PC nicht komplizierter sein.

Zubehör

Von Epson ist für den Scanner kein weiteres Zubehör erhältlich, jedoch können von Drittfirmen wie Betterscan alternative Negativhalter erworben werden. Neben der Tatsache, dass diese in der Regel einen robusteren Eindruck hinterlassen als die filigranen Plastikrähmchen von Epson, erlauben sie vor allem eine bessere Einstellbarkeit. Bei Flachbettscannern ist die Positionierung des Negativs der kritischste Punkt: Die Schärfentiefe des Scanners ist minimal, ähnlich wie beim Diaprojektor führen unterschiedliche Höhen im Negativ (meist durch Wölbungen des Negativs oder Dias, aber auch durch ungleichmässige Auflage des Einspannrahmens) zu unscharfen Bereichen oder einem insgesamt flauen Eindruck. Eine Anpassung der Auflagen des Einspannrahmens (also die Veränderung des Abstandes Scanlinsen – Negativ) um wenige zehntel Millimeter bewirkt oft Wunder bei der Schärfe und sichtbaren Auflösung des Scans. Diese Möglichkeit haben die Rahmen von Betterscan. Wer also optimale Ergebnisse erzielen will, sollte diese Alternative ausprobieren.

Negativ- oder Auflagenscan?

Im Deckel des Scanners befindet sich die Einheit für den Negativ-Scan. Normalerweise ist dieser Bereich durch eine Kunststoffplatte verdeckt, die auf der Unterseite (also als Deckel für normale Auflagenscans) eine weiche weisse Kunststofffläche besitzt. Sie ist nur eingesteckt und wird für Negativscans bei geöffnetem Deckel etwas nach oben gezogen, damit rutscht sie aus der Führung und kann herausgenommen werden.

In meinem Fall nutze ich den V600 im Büro für normale Dokumentescans genauso wie für Negativscans. Aber auch unter reinen Fotografen gibt es hier zwei Schulen: die, die über kein Positiv-Labor verfügen und daher den Negativscan benötigen, um überhaupt ein Bild auf Papier zu bekommen, in diesem Fall via Computer. Und die analogen Vergrösserer, die den umgekehrten Weg gehen: ein Negativ entwickeln, klassisch analog vergrössern und dann einscannen, um eine Kopie für das Internet oder die CD zu haben.

Auf letztere Variante werde ich in diesem Bericht nicht weiter eingehen. Um ein Positiv im A4 Format einzuscannen, dazu braucht man kein besonders qualifiziertes Gerät. Für eine Internet-Präsentation ist eine Auflösung von 300 ppi schon viel zu viel, es tut in diesem Fall der billigste Scanner, den man finden kann, es sei denn, man lege auf den Tonwertumfang besonderen Wert, dann darf es auch etwas Besseres sein.

Zurück zum Negativ-Scan. Mit dem V600 werden 2 Negativ-Halter geliefert: für Kleinbild-Negative und Kleinbild Dias (gerahmt oder ungerahmt), sowie für Mittelformat-Film mit einer maximalen Länge von 22 cm (womit sich auch Panoramas im 6x17-Format an einem Stück scannen lassen). Die Negativ-Halter machen einen ziemlich einfachen und etwas labbrigen Eindruck, und man ist sicherlich gut beraten, keine rohe Gewalt anzuwenden, wenn ein Rahmen sich mal nicht sofort öffnen sollte. Ich habe mit dieser etwas einfachen Konstruktion keine Probleme gehabt, auch nach hunderten von Scans funktionieren die Halter immer noch einwandfrei.

Die Halter verfügen über Klapp-Rahmen, mit denen die Negative fixiert werden können.Bei Kleinbildvorlagen wird die Planlage durch ein sehr einfaches, aber effektives System erreicht: der Rahmen, der die Negative von oben hält, rutscht beim Eindrücken unter seine Halterstifte etwas nach aussen und „zieht“ dabei auch ein gewölbtes Negativ flach.

Bei Mittelformatvorlagen kann eine Kunststoff-Karte zusammen mit den Negativen unter den Rahmen gespannt werden, die leicht an der Kante der Negative überlappt. Durch ihre Steifheit drückt sie das Negativ flach, was auch bei stark gewölbten Negativen nach etwas Pfriemelarbeit doch einen brauchbaren Scan ermöglicht. Wie gesagt ist diese Karte nur für den Mittelformat-Rahmen dabei, bei Kleinbild muss es der Klapprahmen selber richten (und tut das auch sehr gut).

Der Bereich für das Scannen von Negativen beschränkt sich damit maximal auf Mittelformat. Wer im Grossformat fotografiert (5x4“ bis 8x10“) kann diesen Bildschirm jetzt auf die Seite legen, vollkommen unabhängig von den sonstigen Qualitäten des Scanners ist für diese Formate die Wahl der Modelle V700 oder V750 unumgänglich, da nur sie über eine entsprechend grosse Durchlichteinheit verfügen.


Welche Software?

Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine gibt es nicht nur einmal, sondern gleich in mehreren Alternativen. Abgesehen von der Auswahl Mac oder Windows (die ja in der Regel durch die persönliche Ausstattung vorgegeben ist) kann man wahlweise die von Epson gelieferte Software einsetzen, oder aber die Alternativen Silverfast oder Vuescan .

Wie bei den Nikon-Scannern auch gibt es auch hier Argumente für und gegen die einzelnen Lösungen. Warum sollte man überhaupt von der mitgelieferten Software absehen und zusätzliches Geld ausgeben für Alternativprodukte? Müssten die Hersteller ähnlich wie bei den Kameras nicht am besten wissen, was sich in ihren Maschinen abspielt?

Bei Scannern ist das offenbar nicht so problematisch wie bei den RAW-Dateien der Kamera-Sensoren. Es ist im Gegenteil so, dass die mitgelieferte Standard-Software in der Regel nur eine manuelle Anpassung der Scan-Parameter zulässt, während der grösste Vorteil der alternativen Software-Pakete darin liegt, dass hier neben einer etwas umfangreicheren manuellen Einflussnahme auf den Scan und die Bildverarbeitung vor allem eine grosse Vielfalt von Filmprofilen mitgeliefert wird oder erworben werden kann. Diese Profile, d.h. Einstellungen des Scanners je nach Eigenschaft der unterschiedlichen Negativ- oder Dia-Vorlagen, ermöglichen eine sehr gut auf den Filmtyp abgestimmte automatische Bearbeitung der gescannten Daten, ohne dass man selber für jede Filmsorte erst durch Ausprobieren die optimalen Einstellungen ermitteln muss.

Ich habe sowohl bei meinem Nikon Coolscan V ED als auch beim Epson V600 alle Software-Alternativen eingesetzt (entweder als Testversion oder in der Vollversion), muss als (persönliche) Erkenntnis jedoch gestehen, dass ich die besten Ergebnisse im „idiot mode“ mit Standard-Software erzielt habe. Ich muss jedoch bei dieser Beurteilung ganz klar sagen, dass ich kein professioneller Scan-Freak bin: wer wie ich lediglich schnell und ohne viel Einstellerei zu einem guten Scan kommen will, der kann sich nach meinem Eindruck die Kosten für zusätzliche Software sparen. Wer jedoch tiefer in die Scannerei einsteigen will, die vielen Parameter und vorlagenabhängigen Einstellungen nutzen kann und will, der sollte sich in jedem Fall die Alternativen anschauen. Mehr zu den Optionen in diesem Bereich findet sich auch auf folgenden Seiten:

Silverfast: https://www.silverfast.com/de/

Vuescan: https://www.hamrick.com/

Standard-Software: Einstellungen und Handling

Damit dieser Bericht nicht noch mehr ausufert, beschränke ich mich auch in der Beschreibung der Software auf die, die mit dem Scanner mitgeliefert wird. In meinem Fall stammen die Screenshots vom MacBook Pro, auf dem PC sehen sie jedoch ähnlich aus.

Nach dem Start der Software und dem Einschalten des Scanners haben wir folgende Werkzeuge auf dem Bildschirm:

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Je nach Anwendung und Wissen des Benutzers gibt es verschiedene Modi, die sich hier auswählen lassen:

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Den professionellen Modus nutze ich beim Scannen der Negative, das Menü entspricht dann dem im vorgen Bild dargestellten. Die weiteren Modi erzeugen folgende Bildschirm-Ansichten:

Büro-Modus

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Standard-Modus:

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Beim vollautomatischen Modus kann über „Benutzerdefiniert“ noch Einstellungen vorgenommen werden, insgesamt überlässt man hier jedoch weitgehend dem Scanner das Denken:

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Zurück zum professionellen Modus. Nachdem der Vorlagentyp „Film“ ausgewählt wurde (Aufsichtvorlagen behandle ich im Rahmen dieses Berichtes nicht), muss nun der Filmtyp bestimmt werden:

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sowie als nächstes der Bildtyp:

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Ich arbeite grundsätzlich bei Schwarzweiss im Scan mit 16 Bit Graustufen (und wandle erst vor der Speicherung als JPG in 8 Bit um), bzw. 48 Bit Farbe. Das Ziel ist es, so viele Informationen wie möglich aus dem Negativ oder Dia zu holen, reduzieren kann man später immer noch. Der Nachteil sind natürlich enorme Dateigrössen, eventuell setzt hier der Rechner und sein Arbeitsspeicher Grenzen, denn diese Daten müssen nach dem Scan ja auch irgendwie in der Bearbeitungssoftware verwaltet werden können.

Zurück zur Software. Die nächste Frage ist die nach der Auflösung:

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Den Wert 12800 kann man umgehend vergessen, er ist mit der physikalischen Auflösung des Scanners sowieso nicht erreichbar und wird daher hochgerechnet, zudem werden Dateien mit diesem Wert so gross, dass kaum eine Software noch in vernünftiger Zeit damit umgehen kann. Ich selber setze folgende Grössen ein:

4800 ppi für Kleinbild-Negative, sowie 2400 für das Mittelformat. Selbst damit werden Dateigrössen von zwischen 20 und 70 MB im TIF-Format erreicht, diese sind für einen Rechner mit 4 GB Arbeitsspeicher jedoch noch gut zu verarbeiten.

Auf die Bildoptimierungsmöglichkeiten gehe ich nicht im Detail ein, die Punkte sind im Grunde selbsterklärend (Kornreduzierung, Farbwiederherstellung, Hintergrundbeleuchtung-Korrektur, was einer Art D-Lighting entspricht, und Staubentfernung). Mit der Staubentfernung ICE habe ich gemischte Erfahrung gemacht, den Rest erledige ich lieber in spezifischer Software (Nikon Capture NX2 oder Apple Aperture, in meinem Fall).


Als nächstes folgt die Vorschau, nach dem Klick auf den entsprechenden Knopf wird in wenigen Sekunden das Vorschaubild erstellt:

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und das Ergebnis dargestellt:

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Bereits vor dem eigentlichen San können die Parameter verändert werden, der wichtigste ist in meinen Augen das Histogramm, das nach dem Markieren eines Bildes aufgerufen wird:

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Nach meinem Geschmack ist die automatische Ermittlung des Scanners immer etwas zu sehr auf einen schnellen Gesamteindruck ausgelegt, zu Gunsten eines guten Kontrastes werden die Tiefen und Lichter zu sehr beschnitten, wie oben auf dem Bild zu sehen. Man kann das über die unter dem Histogramm sichtbaren Pipetten beheben, indem man damit einen schwarzen und einen weissen Bereich im Bild anklickt, oder indem man die Schieber so bewegt, dass der gesamte Bereich abgedeckt ist, in dem das Bild Informationen enthält:

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Damit erscheint das Bild zwar flauer, es stehen jedoch effektiv mehr Bildinformationen zur Verfügung für die Optimierung in der Bearbeitungssoftware (Photoshop, Aperture...).

Über den Schalter „Konfiguration“ sind weitere Einstellungen machbar:

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Innerhalb der Konfiguration gibt es wiederum die 4 Bereiche Vorschau, Farbe, Filmformat und Sonstiges. Da die Schalter grösstenteils selbsterklärend sind, werde ich nicht im Detail darauf eingehen. Hier die weiteren Sichten:

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Die Auswahl des Filmformates ist nur im Mittelformat relevant, in den anderen Filmsorten erkennt der Scanner das Format automatisch:

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Die Vorschau selber bietet zwei Varianten zur Darstellung. Einmal ist das das „Miniaturbild“, in dem alle Anpassungen und Optimierungen bereits angezeigt werden und auch der Bildausschnitt so zu sehen ist, wie er später gespeichert wird:

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V600_019

Hier können die Bilder auch gedreht und die Ansichtsgrösse angepasst werden.

Die zweite Variante ist die Darstellung „Normal“, wie der Scanner die Negative / Dias tatsächlich sieht. Diese kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn auch etwas aufwändiger, wenn auf Grund geringer Helligkeitsunterschiede keine eindeutige Identifizierung eines Negativs möglich ist, denn dann überspringt der V600 auch mal wortlos ein Bild. In dieser Sicht dagegen kann man mit dem Rechteck auch die Negative „fangen“, die der V600 nicht von alleine erkennen kann:

V600_020

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Erst wenn man auf „Scannen“ klickt, folgt die Abfrage nach dem Dateiformat und Speicherort:

V600_021

V600_021

Beim Speicherort kann man entweder die Benutzerordner „Bilder“ oder „Dokumente“ des Rechners wählen, oder selber einen Ort festlegen.

Da der Scanner mehrere Negative in einem Durchlauf abarbeitet, wird beim Dateinamen ein Präfix eingegeben sowie ein Zählerstand als Anfangs-Wert für diesen Scan. Wenn mehrere Negativstreifen nacheinander gescannt werden, zählt der Zähler immer weiter, so dass man sich nicht um die fortlaufende Numerierung kümmern muss.

Folgende Dateitypen können ausgewählt werden:

V600_022

V600_022

Nach dem Bestätigen dieses Dialoges kommt noch eine Dateispezifische Maske, die bei JPG z.B. den Komprimierungsgrad abfragt, oder in diesem Fall bei TIF die Speicherart:

V600_023

V600_023

Nach dem Drücken von OK startet der Scan sowie abschliessend das automatische Speichern der Bilder.


Der Scanvorgang selber ist eine wahre Freude: erstens relativ schnell (selbst bei eingeschalteter Staubentfernung dauert ein Scan wenig mehr als eine Minute, sofern man nicht zu hoch auflöst), zudem läuft der Scan aller Negative hintereinander vollkommen automatisch ab. Wenn das Scannen eines Mittelformat-Negativs plötzlich 20 min. dauert, dann hat man wahrscheinlich mit der Kleinbildvoreinstellung gescannt, also einer viel zu hohen Auflösung. Im ersten Testbilddurchlauf ist mir das passiert, als es dann auch noch eine Ewigkeit dauerte, bis die Datei in Capture geöffnet war, habe ich mal die Dateigrösse angeschaut: 700 MB! Mein Fehler natürlich, dafür kann der Scanner nichts.

Da ein ganzer Negativstreifen automatisch durchläuft, kann ich in der Zeit anderen Arbeiten nachgehen. Dadurch ist der effektive Zeitverlust sehr gering, der grösste Aufwand entsteht eher in der Nachbearbeitung, diese unterscheidet sich jedoch kaum von der einer RAW-Datei aus der Digitalkamera, es sei denn, man habe extrem viel Staub auf den Bildern und müsse ihn in elender Pfriemelarbeit wieder entfernen.

Staub

Damit das nicht passiert, sollte man natürlich in einem weitgehend staubfreien Raum arbeiten, oder zumindest ein einem, in dem nicht offene Fenster oder Türen für Zugluft sorgen und Staub aufwirbeln.

Wenn zu Beginn des Scanvorgangs und nach Bedarf zwischendurch die Glasflächen mit einem Objektivreinigungstuch und ggf. etwas Reinigungsmittel gesäubert werden, ergibt das schon weitgehend staubfreie Scans. Dazu habe ich mir (endlich) einen Blasebalg besorgt, der die Luft beim Ansaugen durch einen kleinen Filter zieht. Damit blase ich die Negative ab, wenn sie im Rahmen stecken, einmal allgemein, dann noch gezielt, wenn einzelne Staubkörner hartnäckig sitzen bleiben.

Nach dieser Behandlung kann auch weitgehend ohne Staubentfernung gescant werden, was wichtig ist, da diese Technik bei klassischen Schwarzweissfilmen und Kodachrome nicht eingesetzt werden kann. Dafür funktioniert die Staubentfernung sehr gut bei den chromogenen Schwarzweissfilmen, d.h. den Filmen, die zwar Schwarzweisse Negative erzeugen, aber im Farbprozess entwickelt werden (z.B. Ilford XP2).

Speziell Mittelformat bei Farbnegativfilm habe ich jedoch mit der Staubentfernung schlechte Erfahrung gemacht: echter Staub wird oft nicht erkannt, dafür werden feine Bilddetails von der Software als Staub erkannt, war zu unschönen Flächen und künstlichen Kanten führt, die das Bild teilweise wirklich unbrauchbar machen.

ICE-Artefakte

Beispiel Staub

Ich würde daher grundsätzlich empfehlen, die Staubentfernung auszuschalten und möglichst sauber zu arbeiten. Beim Flachbettscanner geht das etwas einfacher als z.B. bei den Nikon-Scannern, da man ja nur kurz den Deckel öffnen muss, um Staub zu entfernen, den man vor dem Einlegen übersehen hatte, während die Nikon-Scanner ist mühsam den Negativstreifen wieder ausspucken müssen.

Ergebnisse

Die Ergebnisse sind beeindruckend, deutlich besser, als ich das erwartet hatte. Ich habe von Kleinbildnegativen Ausdrucke im Format A4 gemacht auf HP Photopapier Premium Plus, die vollkommen brauchbar sind.

Nachfolgend sind die Ergebnisse auf der 100%-Ebene (bezogen auf die Kleinbild-Scans) dargestellt. Im Grunde ist das Unsinn, weil kaum jemand seine Fotos mit der Lupe anschaut oder am Computer auf 100% zoomt und dann die Nase am Bildschirm plattdrückt. Bei einem Vergleich ist es andererseits sinnvoll, um eine Vorstellung von der Auflösung zu gewinnen.

Im Vergleich mit der D300 muss man das Ergebnis sehr differenzieren. Weil die D300 kein Korn hat, allenfalls Rauschen, wirken die Farbflächen insgesamt sauberer und die Kanten klarer. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass auch die tatsächliche Auflösung höher ist als die der Negative. In einem Ausdruck im Format A4 wirken nämlich umgekehrt oft die Ergebnisse vor allem der Mittelformat-Scans besser, mit besserer Farbsättigung, feineren Nuancen in den Farben und mehr Details. Selbst der Scan des Kleinbild-Negatives ist gar nicht so weit vom digitalen Bild entfernt, wie ich es angenommen hatte. Film ist so gesehen durchaus nicht tot, wenn man ihn nur richtig einsetzt und bearbeitet.

Vergleich Kleinbild – Mittelformat – Digital

Nun kommen wir zu den Ergebnissen. Ziemlich viel Text für so wenig Bilderchen, aber notwendig, wenn man sich ein Bild vom Thema machen will.

Kleinbild V600    

KB V600 003

KB V600 004

KB V600 007

 

Nikon Coolscan 5000

MF V600 003

MF V600 004

MF V600 007

 

Nikon D300

D300 003

D300 004

D300 007


Aufwand und Kosten insgesamt

Die Überlegung wird zwar nicht sehr häufig angestellt, es gibt aber meines Erachtens immer noch Bereiche, in denen selbst dieses Kapitel zu Gunsten von Film aufgeht: Portrait- und Landschaftsfotografie, zum Beispiel. Klar, kaum ein Sport- oder Veranstaltungsfotograf wird heute noch auf den Gedanken kommen, Film zu verwenden und die Negative oder Dias dann  zu scannen. Für diesen Bereich ist Digital einfach prädestiniert, nicht nur durch die schnelle Verfügbarkeit des Ergebnisses, sondern gerade auch durch die Möglichkeit, hunderte oder tausende Fotos am Stück schiessen zu können. Hier ist der Augenblick das, was man fangen will.

Anders sieht es bei Aufnahmen aus, die komponiert werden können. Wenn ich mir meine Bücher grosser Fotografen durchschaue, dann fällt auf, dass Portraits und Landschaftsaufnahmen, die mit Grossformatkameras erzeugt wurden, oft von besonderer Schönheit sind. An der Kamera an sich kann es eigentlich weniger liegen (von den Verstellmöglichkeiten im Grossformat einmal abgesehen): bei der Grösse des Bildes in einem Buch, den Druck (der ja kein wirklicher Abzug ist), ist von der Bildqualität und Auflösung gegenüber einem Kleinbild-Scan oder DSLR-Bild kein Vorteil zu erwarten. Der Unterschied liegt häufig ganz woanders: der Fotograf komponiert bewusst.

Wenn ich nur ein einziges Negativ habe und für ein Bild rund eine halbe Stunde benötige (Grossformat), dann überlege ich mir wesentlich besser, was ich da fotografiere, als wenn ich nur den Finger auf den Auslöser drücken muss und 100 Bilder mache in der Hoffnung, es möge eines dabei sein, das mir zufällig gefällt.

Jemand, der bewusst fotografiert, der die kleine Anzahl Bilder auf einem Film als kreative Aufforderung zur besseren Vorbereitung sieht und nicht Ausschuss erzeugt, um sich dann die Zufallstreffer an die Wand zu hängen, sollte sich gut überlegen, ob er die letzte F3 oder Rolleiflex auf Ebay stellt: in diesem Bereich kostet Analog nämlich durchaus weniger als Digital.

Für die Kosten meiner D300s samt Objektiv kann ich mit meiner F3 oder Rolleiflex fast 3 Jahre lang jede Woche einen ganzen Film kaufen, fotografieren, entwickeln lassen und schliesslich scannen. Wenn ich selber entwickle, wird der Zeitraum noch länger.

Für Wenig-Fotografierer sieht die Rechnung noch besser aus, ohne Schwerpunkte in der Sport- und Eventfotografie dürfte sich die DSLR hier eigentlich nie wirklich rechnen. Dazu kommt, dass ein Gerät vom Schlag des V600 ja auch im Alltag als Dokumentenscanner genutzt werden kann und so, anders als ein reiner Negativscanner, auch ausserhalb der Fotografie finanziell „abgeschrieben“ werden kann.

Kommen wir zur Bewertung des Aufwandes. Wer JPG aus der Kamera fotografiert und die Bilder ohne Nachbearbeitung im Online-Labor drucken lässt, der wird natürlich immer schlechter wegkommen, wenn er plötzlich jedes Bild einzeln scannen und bearbeiten soll. Anders sieht es aus, wenn man gezielt im RAW-Format arbeitet: wer ernsthaft Bilder richtig bearbeitet, um das Ergebnis zu erzielen, das man sich vorstellt, und dies nicht nur den Kamera-Automatiken und dem Zufall überlässt, der wird feststellen, dass der Aufwand für das Scannen effektiv gering ist. Ich scanne in der Regel nebenher, d.h. wenn ich sowieso vor dem Rechner sitze, lasse ich im Kleinbild zwei Negativstreifen gleichzeitig automatisch durchlaufen, lediglich die Zeit für den Wechsel der Negative und das Abblasen gegen den Staub unterbricht dann meine eigentliche Arbeit. Die anschliessende Bearbeitung des Bildes im Computer geht mir in der Regel etwa gleich schnell von der Hand wie die Bearbeitung einer RAW-Datei.

Es ist also weniger eine Frage der Technik als des Ergebnisses, das man erzielen möchte. Gute Ergebnisse brauchen Zeit, unabhängig vom System. Wenn man sich auf wenige, aber dafür durchdachte Bilder konzentriert, ist das Scannen im Allgemeinen nach wie vor eine sinnvolle Alternative zur digitalen Fotografie, mit dem V600 im Speziellen, weil das Gerät einen sehr flüssigen und wenig aufwändigen Durchlauf ermöglicht.

Die Lernkurve

Voraussetzung ist dazu allerdings, dass man weiss, was man tut. Das ist zwar überall so im Leben, aber nachdem viele Digitalkameras automatisch Lächeln und Blinzeln erkennen, die Umstellung von Portrait- auf Landschaftsfarben per Knopfdruck erledigt wird (ohne dass der Fotograf wirklich weiss, was er damit genau bewirkt, aber es sieht halt schöner aus), werden vor allem Menschen ohne Film-Erfahrung schnell etwas ernüchtert und vielleicht sogar enttäuscht vor ihrem ersten Scan-Ergebnis sitzen. Die Farben sehen komisch aus, bei 100%-Betrachtung ist das nur Matsch auf dem Bildschirm, und Schärfen scheint gar nichts zu bewirken, ausser, dass das Korn noch schärfer wird, das Bild aber nicht.

In der Nachbearbeitung in Aperture, Photoshop oder Capture NX2 ist es letzten Endes wie bei der RAW-Bearbeitung: Übung macht den Meister, aber wenn man einmal die Kurve raus hat, dann sind die Ergebnisse mehr als befriedigend. Wirklich schön ist das, was auch schon in der feuchten Dunkelkammer wichtig war: man bekommt die Kontrolle über das Bild. Erst damit ist es möglich, jenseits der Zufallstreffer eine besondere Stimmung wiederzugeben oder die Abendstimmung wirklich als Abendstimmung wiederzugeben, nicht als Geld- oder Blaustich.

Das ist jedoch eigentlich ein Thema jenseits der reinen Scanner-Thematik. Wer sich sein Wissen hier besser und schneller erarbeiten will, dem seien folgende Bücher empfohlen (aus eigener Anschauung, es gibt sicher noch viele andere, die kenne ich jedoch nicht):

Analog fotografieren, digital verarbeiten: Vom Bild zur Datei, von der Datei zum Bild (von Erich Baier, Dpunkt Verlag)

Die digitale Dunkelkammer: Vom Kamera-File zum perfekten Print: Arbeitsschritte, Techniken, Werkzeuge (von Bettina und Uwe Steinmüller, Dpunkt Verlag)

Letzteres ist zwar ganz auf die Bearbeitung von RAW-Dateien aus der Kamera ausgelegt, ich halte es jedoch nach wie vor für eines der besten Bücher, wenn es um die Grundlagen der Bildbearbeitung an sich geht, was in den meisten Fällen auf gescannte Negative genauso zutrifft wie auf RAW-Dateien aus der Kamera.


Das ist ein brisantes Thema, und kaum eine Diskussion darüber im Internet ist so häufig und gehässig durchgekaut worden wie diese. Ich will sie trotzdem noch einmal aufgreifen, und zwar aus einem einfachen Grund: für viele Fotografen stellt sich die Frage immer wieder. Sei es in dem Moment, wo man eine analoge Kamera günstig angeboten bekommt, sei es, dass man überlegt, seine eigenen analogen Schätze auf Ebay zu versteigern oder doch zu behalten, oder wenn einen die Nostalgie packt und man ganz ohne Batterien, ohne Matrix-Messung oder Autofokus einfach wieder einmal fotografieren möchte. Oder aus einem ganz anderen Grund.

Technische Qualität vs. Bildqualität

Objektive Tests (sofern es so etwas gibt) können nur messbare Grössen bewerten. Gegenüber den aktuell am Markt verfügbaren Digitalkameras von Schlag einer Nikon D700, D3x oder ähnlichen FX-Kameras anderer Hersteller (und selbst gegenüber guten DX-Modellen) hat der analoge Kleinbild-Farbfilm rein technisch gesehen schon lange keine wirkliche Chance mehr. Da dies schon für professionelle Scans gilt, ist klar, dass mit dem V600 hier kein Blumentopf zu gewinnen ist. Zwar kann man in höchster Auflösung und mit mehrfach-Scans enorme Datenmengen erzeugen, subjektiv wirkt der Ausdruck einer gescannten Kleinbild-Datei gegenüber einem Ausdruck der D300 jedoch alles andere als überlegen. Dazu kommt, dass dieser Unterschied mit steigender Film-/Sensor-Empfindlichkeit noch zunimmt: wer Veranstaltungen in schummrigen Räumen fotografieren muss, sollte lieber zur D700 greifen, die Ergebnisse, die sich bei ISO 1600 erzielen lassen, stellen den besten Scan eines 400er Kleinbildfilms in den Schatten.

Im Mittelformat sieht die Sache schon besser aus. Die rund 4-fach grössere Negativfläche bringt entsprechend mehr Informationen ins Bild, zudem muss weniger vergrössert werden, um gegenüber Kleinbild etwas auf Papier zu bannen. Hier kommen die grundlegenden Unterschiede zwischen analogen und digitalen Medien zum Tragen: eine grössere Kantenschärfe und gleichförmigere, sattere Farbflächen beim Digitalbild, feinere Strukturen und vor allem sichtbar feinere Abstufungen von Farben und Dichte im Bild beim gescannten Dia oder Negativ. Hier wird es also mehr zu einer Geschmacksfrage, weniger zu einer der technischen Daten, welches Medium man bevorzugt.

Ein besonderes Kapitel ist die Schwarzweiss-Fotografie. Hier liegt es in der Natur der Dinge, dass der ästhetische Aspekt sehr viel mehr wiegt als das rein technische Ergebnis. Natürlich sieht ein Bild meiner D300, in s/w konvertiert, sauberer und klarer aus als ein Scan von Ilfords HP5, aber letzterer bringt einen Charakter mit, der digital nur sehr schwer nachzubilden ist (z.B. mit Zusatz-Software wie Silver Effex Pro, mit der gezielt Filmprofile eingesetzt werden, um aus Digitalbildern s/w-Bilder mit dem typischen „Look“ zu erzielen). Vor allem wer noch selber entwickelt, wer mit den Unterschieden der Ergebnisse je nach Entwickler, Konzentration und Zeit / Bewegung bewusst spielt, kann jedoch mit Film eine Qualität entwickeln, wie sie digital nur bedingt, vor allem nur über spezielle Software und damit nicht aus dem Wissen des Fotografen, sondern aus den Ideen der Programmierer heraus erzielt werden kann. Digital ICE, die Staubentfernung im Scanner, ist dabei eine Erleichterung, die mich oft mit dem XP2 arbeiten lässt (weil sie hier eingesetzt werden kann). Aber trotzdem arbeite ich in letzter Zeit immer mehr mit klassischen Filmen wie dem FP4 oder den Delta-Filmen von Ilford. Natürlich bedeutet ein Scan dann auch etwas Handarbeit in Photoshop oder anderen Programmen, das Ergebnis, vor allem die Kontrolle des Fotografen über den Film, ist diesen Aufwand meines Erachtens jedoch wert. Wer in erster Linie hunderte von Bildern liefern muss, ist mit einem Scanner, egal mit welchem, sowieso am falschen Ort, das ist klar die Domäne der Digitalfotografie. Wer sich jedoch vor allem mit der s/w-Fotografie als Kunst und Handwerk auseinandersetzen möchte, der ist hier definitiv richtig aufgehoben.

Im Endergebnis hat die Verfügbarkeit von Scannern wie dem V600, aber auch die der besseren Modelle dazu geführt, dass ich die klassische Fotografie nie ganz aufgegeben habe. Die Arbeit mit den Negativ, der sehr spezielle Eindruck, den die klassischen s/w-Filme machen, aber auch Farbfilme wie die Portra-Reihe von Kodak oder Fujis Velvia, sind den Aufwand wert. Dazu kommt die Verfügbarkeit des Negativs / Dias als physisch vorhandenes Original, die „Entschleunigung“, d.h. die Konzentration auf wenige, aber durchdachte Bilder, und die Freude am Prozess von der Entwicklung (vor allem, wenn man diese selber machen kann) bis zum Druck des Bildes.

Analoge Fotografie hat ihre Berechtigung, genau so, wie der Kleinbildfilm dem Mittelformat nicht das Leben gekostet hat, der Fernseher nicht dem Radio, das Internet nicht dem Fernseher. Werkzeuge wie der V600 ermöglichen eine Verbindung analoger und digitaler Abläufe, so gesehen ist es keine Frage von entweder / oder, sondern allenfalls eine von ob / ob nicht, und wenn ja, mit welchen Werkzeugen.

Subjektive Bewertung Epson V600

Ich nenne dieses Kapitel nicht ohne Absicht „Subjektive Bewertung“. Nicht, weil ich mich um ein Verdikt zum Scanner oder der uralten Frage Digital / Analog herumdrücken möchte. Sondern ganz einfach, weil die Anforderungen jedes Fotografen extrem unterschiedlich sind. Was dem einen ein mehr als ausreichendes Ergebnis ist, da kann ein anderer nur müde lächeln. Und neben der individuellen Bewertung ist es auch eine Frage des Themas, mit dem sich der Fotograf befasst. Andererseits dürfte meine Bewertung des Ergebnisses für den grössten Teil der potentiellen Anwender zutreffen, die die schöne bunte Kiste kaufen, auspacken, installieren, anschliessen, vielleicht noch kurz einen Blick ins Handbuch werfen und dann loslegen.

Ganz allgemein bin ich von dem Scanner sehr beeindruckt. Die Bedienung sowohl des Scanners als auch der Software ist einfach, wer einmal seine Einstellungen gefunden hat, wird immer wieder mit sehr geringem Aufwand seine Negative und Dias einscannen können. Ob man mit dem Scan selber zufrieden ist, hängt natürlich auch vom gewünschten Ergebnis ab:

Ziel des Scans

Für die Beurteilung des Ergebnisses muss vor allem das Ziel der Bemühungen in Betracht gezogen werden. Verfügt man über ein klassisches Nass-Labor und braucht die Scans nur für die Internet-Kopie oder für die digitale Blattkopie? Oder lässt man die Negative im Labor entwickeln und möchte aus dem Scan Ausdrucke im A4/A3/A2-Format über den hochwertigen Fotodrucker erstellen? Oder wählt man den Mittelweg: Scans für die Beurteilung der Bilder und kleine bis mittlere Ausdrucke, anschliessende Fachvergrösserung der besten Negative im Labor?

Für die erste und die letzte Variante ist der V600 perfekt: relativ schnelle Scans, hohe Automatisierung, und vor allem ein Ergebnis, das auch an grossen Bildschirmen sehr gut aussieht, wenn man nicht gerade Bilder auf Pixelebene betrachten möchte. In Verbund mit den sehr geringen Kosten des Scanners würde ich diesen Weg absolut empfehlen, zumal das Gerät ja (wie in meinem Fall) dazu noch als ganz normaler Dokumentenscanner im regulären Arbeitsleben eingesetzt werden kann. Der Mehrpreis des V700 / V750 ist hier kaum zu rechtfertigen, zudem spielen diese ihre Vorteile vor allem dann aus, wenn man an Dinge wie den Flüssig-Scan denkt, der aber nicht nur mit der höheren Investition, sondern auch mit entsprechendem Aufwand und Übung dieser Techniken verbunden ist.

Wer hochwertige und grossformatige Ausdrucke von den Scans anfertigen will, der sollte sich das Ausgangsmedium genauer betrachten: zur Steigerung der Qualität der Ausdrucke trägt eine Vergrösserung des Negativformates weit mehr bei als die Investition in einen teuren Scanner. Anders ausgedrückt: Mittelformat auf einem V600 macht mehr her als Kleinbild auf dem V750, ja sogar als auf dem dedizierten Negativscanner, wie man unschwer auch an den Testbildern erkennen kann. Vorausgesetzt, man schaltet die Staubentfernung aus. Dieser Punkt ist nach meiner Auffassung das schwächste Glied in der Kette der ansonsten sehr guten Lösungen des Scanners, am besten tut man wohl so, als gäbe es diese Funktion gar nicht.

Aber ich möchte noch einen Punkt festhalten, der nach meinem Eindruck in den diversen Tests auf dem Internet immer wieder zu Missverständissen führt: was sind eigentlich „grossformatige“ Ausdrucke? Ganz einfach: oberhalb von DIN A3, also Bilder ab rund einem halben Meter Kantenlänge.

Wer also im Format A4 druckt, der wird, gute Objektive und eine ruhige Hand bzw. ein Stativ vorausgesetzt, auch mit dem V600 praktisch keinen wesentlichen Unterschied zwischen einem Mittelformat-Scan und dem Kleinbild feststellen, ausser vielleicht im direkten Vergleich, das Papier direkt vor der Nase. Einige Tests und Vergleiche, die ich im Internet gelesen habe, erwecken den Eindruck, ein Kleinbildscan auf dem Flachbettscanner sei allenfalls für das Internet oder als Hintergrund-Bild für das Handy zu gebrauchen, so ist es aber definitiv nicht.

Wichtig ist, dass man sich mit dem Gerät und mit der Bildbearbeitung befasst. Ohne Fleiss kein Preis, ohne Übung kein Meister. Wenn man diese Hürde jedoch genommen hat, dann ist das Ergebnis absolut befriedigend. Weil es nicht das Ergebnis irgendwelcher Programme und zufälliger Automatismen der Digitalkamera ist, sondern das Ergebnis eigener Arbeit, der Entwicklung des Films, der Einstellung der einzelnen Parameter beim Scannen wie bei der Nachbearbeitung.


Als ich den V600 kaufte, habe ich ihn eigentlich nur als provisorisches Gerät für den Test und als Übungslauf auf dem Weg zum V750 gesehen. Die Ergebnisse, die ich mit dem V600 erzielt habe, haben mich jedoch eines anderen belehrt. Solange ich kein Grossformat scannen muss (das der V600 nicht verarbeiten kann), wird das der Scanner meiner Wahl bleiben, für Kleinbild ebenso wie für das Mittelformat.

Besonders erstaunt hat mich, dass speziell bei Ausdrucken von Schwarzweiss-Negativscans praktisch kein sichtbarer Unterschied zwischen den Scans meines Nikon V ED und dem V600 erkennbar ist. Da der Nikon-Scanner aber um einiges aufwändiger im Handling ist (zumindest mein Exemplar konnte ich noch nicht zu einem vernünftigen Batch-Scan überreden, ohne dass immer wieder Probleme mit verschobenen Bildern oder zu grosszügigen Rändern auftraten), läuft mittlerweile praktisch alles über den V600.

Die schnelle und gut automatisierte Erfassung der Negative hat auch dazu geführt, dass ich nun wieder sehr viel mehr analog fotografiere, Kleinbild genauso wie Mittelformat. Und es macht wieder Freude, zumal dank Scanner auch ohne grosses Nass-Labor Ausdrucke bis A4 aus dem Film erzeugt werden können, oder die Bilder ein wunderbares Fotobuch ergeben.

Hybrid ist sicherlich nicht die Zukunft für die grosse Masse der Fotografen, im Amateur-Bereich, wo Liefertermine und grosse Mengen ja in der Regel eine kleinere Rolle spielen als beim Profi, hat die hybride Arbeitsweise mit klassischem Negativ und digitaler Präsentation jedoch noch Potential. Auch habe ich den Eindruck, dass nach dem grossen Digital-Hype doch wieder einige Fotografen ernüchtert zumindest teilweise zum Film zurückkehren.

Neben dem qualitativen Aspekt sprechen für mich auch weitere Punkte dafür, zumindest teilweise wieder analog zu arbeiten:

Analoge Kameras und manuelle Objektive sind für (relativ zu digital) sehr wenig Geld zu finden. Eine F3 für 180 Euro ist heute eher die Regel als die Ausnahme, AI-S-Objektive kosten ein Bruchteil dessen, was man für neue AF-S-Optiken auf den Tisch legen muss.

Dazu kommt, dass bei der hybriden Fotografie immer noch ein Negativ ensteht. Egal, welche Rechner abstürzen, welche Festplatte crasht, welche Sicherung nicht mehr lesbar ist, im schlimmsten Fall scanne ich das Negativ einfach noch mal ein.

Der V600 ist eine hervorragende Grundlage für diese Form der Fotografie. Vor allem Fotografen, die nur teilweise analog arbeiten, die nur begrenzte finanzielle Mittel einsetzen können, oder die primär einen Dokumentenscanner benötigen, der auch hin und wieder mal ein Negativ scannt, dürften an der perfekten Mischung aus niedrigem Preis und sehr hoher Qualität ihre Freude haben.

Abschliessend noch ein paar Beispiele, nicht zum 100%-Pixel-Suchen, die mit der Leica und der Rolleiflex entstanden sind und dann auf dem V600 gescant wurden. Die einzige Nacharbeit war eine leichte Kontrasterhöhung, alles andere, auch die Schärfe, ist so, wie sie aus dem Scanner kommt:

Beispiel_

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Beispiel_ 1

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Beispiel_ 2

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Beispiel_ 3

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Beispiel_ 4

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Erstellt am November 12, 2010

Letzte Änderung am Oktober 16, 2014

Holger Wahl Holger Wahl (Holger)

Awarded for his excellent article contributions to the Resources. Awarded for his wide variety of skills, a true generalist both in film and digital photography. Donor Ribbon awarded for the contribution to the 2016 campaign

Roeschenz, Switzerland
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2 Kommentare

Benutzer am April 6, 2011

Ein prima Bericht. Ausfühlich und informativ. Ich habe ihn mit Freude gelesen.... und denke nach, ob ich mir endlich einen Scanner kaufe.. Danke sagt Michael

Benutzer am November 19, 2010

Hinterlasst hier ein Kommentar um einen Nikkor 24-70 Objektiv Kaffebecher zu gewinnen.

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