Nikon D800 Testbericht Teil 1 - Geschichte und Grundlagen
Als relative low-cost-Variante der D3 brachte Nikon 2008 die D700 auf den Markt, mit dem 12.1 MP-Sensor der D3. Während jedoch die D3 von der D3s abgelöst wurde, die noch einmal eine bessere Qualität bei hohen ISO-Werten brachte, und der sehr teuren D3x, die mit 24.5 MP als "günstige" Mittelformat-Alternative positioniert war, wurde die D700 unverändert über den im digitalen Zeitalter ewigen Zeitraum von 4 Jahren gebaut. Die Gerüchte über eine D800 tauchten schon früh auf, spätestens mit der Tsunami-Katastrophe in Japan, die die komplette Produktion der FX-Gehäuse ausschaltete, war jedoch klar, dass die Fan-Gemeinde noch eine Weile würde warten müssen.
Zwar waren die Spekulationen bereits im letzten Jahr ziemlich abenteuerlich und entsprangen wohl zu oft dem Wunschdenken der Anwender, als jedoch die ersten Vermutungen über einen 36 MP-Sensor auftauchten, später dann noch jene über die Variante ohne AA-Filter, da war ich mir ziemlich sicher, dass die Autoren dieser Gerüchte etwas Interessantes geraucht haben mussten.
Hatten sie aber nicht, und am 7. Februar war es offiziell: mit Termin 22. März sollte die D800 und ihre Schwester, die D800E, in den Verkauf gelangen. Gegen halb neun am 7. Februar hatte ich bereits die Bestätigung über meine Vorbestellung der D800 auf dem Bildschirm. Als die D700 auf den Markt kam, wollte ich warten, bis die Preise fielen. Das trat jedoch nie ein: erst stieg die Lieferzeit auf rund ein halbes Jahr, aber selbst als sie lieferbar wurde, blieben die Preise konstant. Konstant oben, natürlich. Also beschloss ich, dieses Mal nicht zu warten, und auch nicht eine Test-Kamera von Nikon zu nutzen, um diesen Bericht zu schreiben, sondern gleich Nägel mit Köpfen zu machen.
Da die Vorbestellung zwar aktiv, die Kamera aber noch nicht geliefert ist, beginnen wir mal mit dem theoretischen Teil.
D800 - D700 - D300s
Nachfolgend als Auszug aus den jeweiligen Nikon-Prospekten die wichtigsten technischen Daten dieser 3 aktuell erhältlichen Kameras (die D400 ist zum Zeitpunkt, wo ich das hier schreibe, noch ein Gerücht):
D800 | D700 | D300s | Bemerkung | |
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Gehäuse | ||||
Gewicht | 900 g | 995 g | 840 g | ohne Akku, Karte und Monitorabdeckung |
Breite | 146 mm | 147 mm | 147 mm | |
Höhe | 123 mm | 123 mm | 114 mm | |
Tiefe | 81.5 mm | 77 mm | 74 mm | |
Sensor | FX | FX | DX | |
Grösse | 35.9 x 24 mm | 36 x 23.9 mm | 23.6 x 15.8 mm | |
Megapixel ges. | 36,80 | 12,87 | - | |
Megapixel FX | 36,30 | 12,10 | 13,10 | |
Megapixel DX | 15,36 | 5,14 | ||
Bildgrösse FX | 7360 x 4912 | 4256 x 2832 | - | |
Bildgrösse DX | 4800 x 3200 | 2784 x 1848 | 4288 x 2848 | |
Speichern | ||||
Dateiformate | NEF 14 bit | NEF 14 bit | NEF 14 bit | |
NEF 12 bit | NEF 12 bit | NEF 12 bit | ||
TIFF | TIFF | TIFF | ||
JPG Fine/Normal/Basic | JPG Fine/Normal/Basic | JPG Fine/Normal/Basic | ||
Speicherkarte | CF (UDMA) + SDXC | CF (UDMA) | CF (UDMA) + SDHC | |
Sucher | ||||
Sucherbildfeld FX | 100% | 95% | - | |
Sucherbildfeld DX | 97% | 95% | 100 %% | |
Objektivanschluss | ||||
Objektivkompatibilität | (Fast) alle Nikon F-Mount Objektive seit 1977 | |||
Verschluss | ||||
Belichtungszeiten | 30s – 1/8000s, Blitzsyncronzeit 1/250s | |||
Aufnahmebetriebsart | S, CL, CH, Q, M-UP | S, CL, CH,M-UP | S, CL, CH, M-UP | |
Bildfolge (maximal) | 4 (FX), 5 (DX), 6 (DX mit | 5 (FX/DX), 8 (mit | 7, 8 mit Batteriehandgr. | |
Batteriehandgriff) | Batteriehandgriff) | |||
Belichtungsmessung | TTL mit 91'000 Pixel | TTL mit 1'005 Pixel | TTL mit 1'005 Pixel | |
RGB-Sensor | RGB-Sensor | RGB-Sensor | ||
Messarten | Matrix / Mittenbetont / Spot | |||
Messbereich | 0-20 LW | |||
Belichtungskorrektur | -5 / +5 in 1/3, 1/2, 1 LW | |||
ISO-Empfindlichkeit | 100 – 6400, erweiterbar | 200 – 6400, erweiterbar | 200 – 3200, erweiterbar | |
50 bzw. 25'600 | 100 bzw. 12'800 | 100 bzw. 6400 | ||
ADL-Reihen | Ja | Nein | Ja | Active-D-Lighting Reihen |
Autofocus | ||||
AF-Modul | MultiCAM 3500FX | MultiCAM 3500FX | MultiCAM 3500DX | |
Messfelder | 51 | 51 | 51 | |
Davon Kreuz-Sensoren | 15 | 15 | 15 | |
Messbereich | -2 bis 19 LW | -1 bis 19 LW | 1 bis 19 LW | |
Film | ||||
Auflösungen und | 1920 x 1080, 30/25/24 p | - | 1280 x 720, 24 p | |
Bildraten | 1280 x 720, 60/50/30/25 | 640 x 424, 24 p | ||
320 x 216, 24 p | ||||
Datiformat | MOV | AVI | ||
Komprimierung | H.264/MPEG-4 | Motion-JPEG | ||
Maximal Filmlänge | (keine Angabe) | 5 min. (1280 x 720) | ||
20 min. (kleinere Aufl.) | ||||
Schnittstellen | ||||
USB | USB 3.0 | USB 2.0 | USB 2.0 | |
Audio-Eingang | 3.5 mm Stereo-Mikro | - | 3.5 mm Stereo-Mikro | |
Audio-Ausgang | 3.5 mm | - | - | |
Energieversorgung | ||||
Akku | EN-EL15 | EN-EL3e | EN-EL3e | |
Multifunktionshandgriff | MB-D12 | MB-D10 | MB-D10 | |
(Alle Angaben entstammen den Nikon-Produktprospekten, Download von Nikon Schweiz am 13.02.2012) |
So abgehoben die 36 MP erscheinen: die D800 entspricht in weiten Teilen der D700 und D300s. Die Unterschiede liegen einerseits im Sensor selber, sowie natürlich im Bereich des Filmens. Ob man das braucht oder nicht, sei einmal dahingestellt, der Markt verlangt es offenbar, und die Konkurrenz hat es, also musste Nikon wohl auch auf diesen Zug aufspringen.
Alle sonstigen Elemente, vom Autofocus über die Belichtungsmessung bis zur Blitzsteuerung und den Kartenfächern, sind entweder identisch mit einer der beiden anderen Gehäuse, oder behutsam weiterentwickelt. Ins Auge fallen dabei einerseits der Autofocus, der nun mit einer reduzierten Anzahl Sensoren auch noch bei Blende f/8 scharfstellen kann (wichtig beim Einsatz von Telekonvertern), oder die Belichtungsmessung, die nun statt auf einem 1'005 Pixel grossen Modul auf deren 91'000 aufbaut, was eine stärkere Differenzierung der Lichtverhältnisse im Bild ermöglichen sollte.
Aber schauen wir uns die Kamera und die Eigenschaften mal im Detail an.
Erstellt am März 1, 2012
Letzte Änderung am Januar 10, 2021
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3 Kommentare
Thomas Deuer (thd44) am März 13, 2013
Hi Holger Ersteinmal ein Danke für Deine Mühen uns diese Rezension zu präsentieren. Eine Sache verstehe ich aber nicht da sie für mich auch nicht klar herüber kommt, die Sache mit dem Kartenformat. Zwei Kartenfächer sind Ideal, einverstanden. Nur verstehe ich nicht warum ein unterschiedliches Formformat ein Vorteil sein soll? An meiner D7K habe ich noch nie die Karten verkehrt gesteckt -Selbst bei Dunkelheit nicht, wenn ich denn überhaupt mal in die Verlegenheit gekommen wäre. ein SD Slot ist nach meinem Wissen nun an fast jedem Zusatzgerät zur Datensicherung (!?) vorhanden, im Gegensatz zum SC-Slot. Welcher signifikanter Vorteil besteht denn nun wirklich bei Verwendung unterschiedlicher Formfaktoren? Für mich sehe ich da eher ein Nachteil. LG Thomas
Holger Wahl (Holger) am Juni 1, 2012
Hallo Martin, wo Du Recht hast, hast Du Recht: den Teil mit dem AF am oberen Wählrad habe ich offensichtlich in einem Zustand geistiger Umnachtung geschrieben und später nicht mehr korrigiert. Danke für die Rückmeldung!
Martin Weibel (Tinu2808) am März 22, 2012
Danke für den guten Einblick. Der Absatz über den Autofokus lässt mich aber etwas Zweifeln, weil dies gelinde gesagt Nonsens ist was da geschrieben steht. Der Frontschalter wurde analog der D7000 überarbeitet und ist nun optimal mit Druckknopf und Wählräder bedienbar. Eine wirklich tolle und überfällige Entwicklung. Dies hat nichts mit S, CL und CH auf dem Wählrad oben zu tun, denn da geht es um die Auslöseart. S = Einzelaufnahme, CL = Serienaufnahme langsam, CH = Serienaufnahme schnell. Bin gespannt auf den Praxisbericht der ja demnächst erscheinen sollte, denn die Auslieferungen starten ja heute. Als D700 nutzer bin ich an Erfahrungen mit der D800 sehr interessiert. Danke für die bisherigen Bemühungen und Gruss Tinu2808